Straßen- und Gebäudedaten als Datengrundlage für die Anreicherung, Adressvalidierung, Adressprüfung, Adressbereinigung

31. Januar 2019 Maik Herzog – Wissen

Wofür braucht ein Unternehmen Referenzdaten in Form von Straßenverzeichnissen oder Gebäudedateien?

Adressqualität ist regelmäßig ein wichtiger Baustein für den Unternehmenserfolg und die Kundenzufriedenheit. Adressdaten sind Bestandteil der Geschäftsgrundlage, denn hinter jedem Datensatz verbirgt sich ein Kunde oder Interessent.

Um in den eigenen Datenbanken korrekte postalische Adressen zu halten, benötigt man die passenden Straßendateien oder Gebäudeverzeichnisse für die relevanten Länder. Viele Unternehmen nutzen diese Daten dann als Grundlage für ihre Prozesse mit Adressen und weiteren auf die Adresse zuzuordnenden Informationen. Andere erstellen sich eine Autovervollständigung auf Basis von Straßendateien oder setzen eine Software zur Adressprüfung, Adressvalidierung oder Adressbereinigung mit hinterlegter Gebäudedatei ein.

Wie sehen solche Referenzdaten überhaupt aus?

In den Referenzdaten sollten in jedem Fall die PLZ, der Ortsname, der Straßenname und Hausnummernbereiche enthalten sein. Sollen die Daten noch genauer, zum Beispiel für eine Adressvalidierung genutzt werden, so sollten die genauen Hausnummern und auch Hausnummer-Zusätze enthalten sein. Sehr nützlich sind hierbei auch historische Daten, wie Umbenennungen zu Straßen oder Orten. Ebenfalls empfiehlt es sich, zum Beispiel weitere Informationen zu den Postleitzahlen oder politischen Einteilungen wie Kreisgemeindeschlüssel zu verwenden.

Die 5 größten Fehler bei der Auswahl eines Datenlieferanten

1. Der ausgewählte Dienstleister ist zu klein oder steht auf wackeligen Füßen

Es eröffnet ein großes Risiko, wenn man die Daten eines solchen Anbieters tief in die eigenen Systeme integriert und dieser dann auf einmal nicht mehr liefern kann. 

Es gibt Ein-Personen-Unternehmen oder auch andere sehr kleine Unternehmen, die schon allein beim Ausfall eines Mitarbeiters Probleme mit der Auslieferung bekommen können. Auch an der finanziellen Absicherung fehlt es diesen Firmen häufig.

Tipp: Prüfen Sie anhand einer Wirtschaftsauskunft oder schauen Sie auf Google Maps, ob sich die Firma nicht ggf. in einer Einfamilienhaus-Siedlung befindet.

2. Übertriebene Werbung oder Nennung von falschen Referenzkunden

Vorsicht ist geboten, wenn ein Anbieter Wörter wie „vollständigste“, „umfassendste“ oder „aktuellste“ Gebäudedatei benutzt. Die Daten zeigen nachher häufig etwas anderes. Ebenfalls werden teilweise auch Referenzkunden genannt, die es gar nicht gibt. 

Tipp: Fragen Sie nach einem Ansprechpartner in der genannten Firma des Referenzkunden und verlangen Sie Testdaten für Ihr Wunschgebiet.

3. Kein oder kaum individueller Service

Ist der Anbieter nur vor dem Kauf, also bei der vertrieblichen Beratung erreichbar? Oder bietet er auch eine persönliche Service-Hotline nach dem Kauf der Daten an bei Fragen, die im Rahmen der Adressprüfung auftreten, z.B. anders geschriebener Straßen oder unbekannter neuer Straßen?

Tipp: Erkundigen Sie sich vorab, wie Ihr Lieferant mit fehlenden oder anders geschriebenen Datensätzen umgeht. 

4. Der Lieferant liefert nur Standard

Wird wirklich nur eine Standardlösung benötigt, oder wäre es ggf. vorteilhafter, das Datenformat, die Anzahl der Updates oder Zusatzdaten selbst zu bestimmen? Bei Abnahme mehrerer Länderdateien wäre auch ein einheitliches Datenformat ein Vorteil für die Adressvalidierung in Ihrem Unternehmen.

Tipp: Fragen Sie Ihren Anbieter, inwieweit er Ihnen bei Ihren Wünschen bezüglich des Datenformates und weiterer wichtiger Punkte entgegenkommen kann. 

5. Die Datenherkunft und die Datenquellen sind unbekannt

Es gibt Lieferanten von Referenzdaten, die gewinnen Ihre Daten (ggf. sogar illegal) aus den Daten von Koordinaten-Anbietern oder auch aus Daten, die im Internet veröffentlicht werden (z.B. Google Maps). Hierdurch handelt es sich zum einen nicht immer um aktuelle Daten und zum anderen herrscht damit eine große Rechtsunsicherheit bzgl. der Rechte Dritter.

Tipp: Fragen Sie Ihren Lieferanten, wie er die Daten erstellt hat und wie er sie pflegt. Kann er einige Lieferanten nennen? Bekommt er auch Infos von Städten und Gemeinden? Werden die Daten nur vollautomatisch bearbeitet oder gibt es auch Mitarbeiter, die Fehler erkennen und beheben können?

Weitere Punkte bei der Auswahl eines passenden Lieferanten:

  • Gibt es in den Daten eindeutige und unveränderbare IDs, die nachher die Pflege vereinfachen?

  • Kann der Anbieter auch zusätzliche Datentabellen, wie zum Beispiel Postleitzahlenverzeichnis, Orts-, oder Gemeindetabellen bereitstellen?

  • Welche Daten können zusätzlich angereichert werden? Nur Koordinaten oder auch andere qualifizierende Merkmale wie Wohngebietstyp, Bevölkerungsstrukturdaten oder auch Informationen, ob es sich bei dem Gebäude um ein Firmen-, Privat- oder Mischgebäude handelt?

  • Kann der Datenlieferant auch mehrere Länder liefern? Dies kann (ggf. auch ein künftiger) Zeit- und Kostenvorteil sein.

  • Hat der Anbieter langjährige Erfahrung, oder ist er erst seit kurzem im Geschäft und kennt daher viele Herausforderungen noch gar nicht? Gilt dies nur für Deutschland oder auch international?

  • Haben Sie bei der Beratung vor dem Kauf ein gutes Gefühl? Können offene Fragen sachlich und fundiert beantwortet werden?

  • Gibt es regelmäßige Neulieferungen oder Daten-Updates? Postleitzahlen und Ortsnamen können sich jedes Quartal ändern. Straßen und Gebäude verändern sich durch Umbenennungen oder Neubauten täglich.

Denken Sie bei der Anbieterauswahl daran, dass Sie die von Ihnen ausgewählten Referenzdaten vermutlich lange und als Grundlage wichtiger Unternehmensprozesse in Ihren Systemen nutzen werden!
Maik Herzog